Mittwoch, 28. Oktober 2009

Pokal Aus: Bekommt Stuttgart jetzt den Koller?


Das war's - im DFB-Pokal: Der VfB Stuttgart hat sich mit einem 0:1 (0:1) bei Zweitligist SpVgg Greuther Fürth aus dem Wettbewerb verabschiedet. Aber war's das auch für Markus Babbel? Wahrscheinlich schon. Viel deutet darauf hin, dass der Teamchef heute seinen Platz räumen muss - für Marcel Koller? aus Fürth

Die letzten Bilder aus dem Fürther Ronhof waren die eindrücklichsten, die stärksten. Weil sie den 90-minütigen Spielfilm zuvor auf einen Blick wiederspiegelten. Thomas Hitzlsperger, der VfB-Kapitän, vergrub sein Gesicht tief in beide Hände. Julian Schieber sank in die Knie, Roberto Hilbert, Christian Träsch und Arthur Boka saßen oder lagen bewegungslos auf dem Rasen. Matthieu Delpierre stierte regungslos ins Leere. Und Alexander Hleb legte sich vor der Kabine mit Heiko Striegel an. Der Physiotherapeut hatte dem Weißrussen verkündet, er müsse zur Dopingkontrolle, worauf Hleb ihn anbrüllte und um ein Haar handgreiflich geworden wäre - Co-Trainer Rainer Widmayer hielt ihn gerade noch zurück. Szenen eines wieder einmal deprimierenden Abends, den Bernd Nehrig mit dem einzigen Tor in der 32. Minute besiegelt hatte. Ausgerechnet Nehrig, der bis 2007 neun Jahre lang beim VfB gespielt hatte.

Keine Frage: Die Nerven bei den Roten liegen blank. Kein Wunder nach 14 Spielen, in denen nur zwei Siege gelangen, in denen sich der VfB in der Liga von einem Spitzenteam zu einem Abstiegskandidaten gewandelt hat, in denen er in der Champions League enttäuscht hat - und an deren Ende nun das Aus im Pokal-Viertelfinale steht. Markus Babbel war gleich nach dem Schlusspfiff ins Stadioninnere verschwunden. Ein Bild mit Symbolcharakter? Die Geduld der VfB-Strategen mit dem glücklosen Teamchef scheint erschöpft. Wenn nicht alles täuscht, steht Babbel am heutigen Mittwoch der nächste Abgang bevor, sein letzter beim VfB. Kriegt Stuttgart jetzt den Koller?

Marcel Koller, der zuletzt beim VfL Bochum beschäftigt war, steht ante portas, heißt es. So weit mochte Thomas Hitzlsperger noch gar nicht denken. Der Kapitän beschäftigte sich noch mit dem Hier und Heute. "Das ist eine beschissene Situation, wir verlieren so viele Spiele am Stück", knurrte der Mittelfeldspieler und versuchte, Babbel nach Kräften beizustehen: "Was er sagt, kommt bei der Mannschaft an. Nur der letzte Satz kommt vielleicht nicht an: Geht raus und gewinnt!"

Dazu bedarf es, keine neue Einsicht, eines oder mehrerer Treffer. Und um die zu erzielen, sollte man das eine oder andere Mal aufs Tor geschossen haben. Beim VfB dauerste es gestern bis zur 78. Minute, ehe Fürths Keeper Stephan Loboué erstmals eingreifen musste. Ein Armutszeugnis - wie das ganze Auftreten der Mannschaft viele, allzu viele Wünsche offenließ. Nur in den ersten zehn Minuten trumpfte der VfB stark auf. Danach baute er ab, erst unmerklich, dann eklatant - bis die Aktionen beliebig wurden. Beliebige Pässe, beliebige Standards, beliebige Schussversuche. Die Mannschaft, so sehr sie optisch über weite Strecken überlegen wirkte, suchte vergebens die Harmonie.

Erst recht nach dem Rückstand. Arthur Boka ließ sich von Nehrig düpieren, Delpierre drehte sich aus der Schussbahn, Jens Lehmann streckte sich vergebens - 0:1. Das alte Lied: Der VfB war bemüht, der Gegner traf. Und die Roten waren fortan ein geknickter Haufen verunsicherter Einzelkämpfer. Das änderte sich erst in der Schlussphase, als so etwas wie ein Aufbäumen zu spüren war. Der Höhepunkt: Ciprian Marica traf in der 87. Minute nur den Pfosten! "Am Ende hatten wir eine Vielzahl sehr, sehr guter Chancen. Aber im Pokal zählt nur der Erfolg", sagte Markus Babbel. Wie es weitergeht? "Es ist keine angenehme Situation für mich. Aber ich hoffe natürlich, dass ich die Chance bekomme weiterzumachen." Diese Hoffnung ist seit gestern noch geringer geworden.

Quelle: stuttgarter-nachrichten.de

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