Montag, 2. November 2009

Kommt jetzt Kuranyi?


Der Job von Markus Babbel ist bis auf weiteres nicht mehr in Gefahr. Aber beim 0:0 des VfB Stuttgart gegen den FC Bayern München offenbarte sich dem Teamchef ein anderes Problem: Der Angriff der Roten ist zurzeit nicht konkurrenzfähig. Jetzt überlegen die VfB-Bosse ernsthaft, ob sie in der Winterpause noch einmal nachlegen.

Im Gespräch sind alte Bekannte: Klaas-Jan Huntelaar, der beim AC Mailand meist auf der Bank sitzt, im Sommer den Roten aber einen Korb gab. Der russische Nationalspieler Roman Pawljutschenko, der bei Tottenham Hotspur nicht zurecht kommt. Milan Jovanovic (Standard Lüttich), der unverändert gern in der Bundesliga spielen würde und sogar Kevin Kuranyi, der angeblich auf der Streichliste des finanziell klammen FC Schalke 04 steht.

Manager Horst Heldt müsste allerdings noch einmal zwischen vier und acht Millionen Euro lockermachen. Und was genau so wichtig ist: Den einen oder anderen Spieler verkaufen.

Von einem Stürmerproblem möchte Markus Babbel allerdings noch nicht reden, stattdessen schwärmte er von den Fans, "die unsere Mannschaft und den Verein toll unterstützen". Er attestierte seiner Elf stolz einen "sensationellen Kampf gegen eine europäische Spitzenmannschaft". Die spielte an diesem Tag zwar eher wie der VfL Bochum, aber wen interessierte das schon nach einem Duell, das in mancherlei Hinsicht den Weg weisen könnte aus dem Kampf gegen den Abstieg und in eine bessere Zukunft.

Wie die aussehen könnte, zeigte die Mannschaft vor allem in den ersten 15 Minuten. Bis dahin hatten die Roten, unterstützt von einem stark verbesserten Alexander Hleb, ihren Gegner couragiert und entschlossen von einer Verlegenheit in die andere gestürzt.

Bayern-Torhüter Hans-Jörg Butt glühten die Fäuste. Dann sank VfB-Rechtsverteidiger Ricardo Osorio mit einem Muskelfaserriss und schmerzverzerrtem Gesicht auf den Rasen. Danach schien es, als habe die Mannschaft mit dem Mexikaner auf wundersame Weise auch der Mut verlassen.

Wer weiß, was mit dem FC Bayern noch passiert wäre, hätten sich Abwehr und Mittelfeld nicht ein wenig zögerlich auf den Weg nach vorn gemacht, wo die beiden Spitzen Julian Schieber und Ciprian Marica alle Unterstützung dieser Welt nötig hatten. "Uns fehlt vorne noch ein bisschen was, damit wir wieder Tore machen", sagte Thomas Hitzlsperger.

Der Kenner pflichtet bei und hofft auf die Wunderheilung von Cacau. Denn die VfB-Spitzen waren mit dem Toreschießen so überfordert wie gestopfte Enten mit dem Kunstflug. Dass Julian Schieber nur mit links kann, ist in der Bundesliga ein Ding der Unmöglichkeit. Seine Handlungsschnelligkeit ist zudem ausbaufähig. Und zum wiederholten Male über die Torquote von Ciprian Marica zu philosophieren, erscheint in etwa so sinnvoll wie über den Killerinstinkt des Dalai Lama nachzudenken.

Vollends zum Ärgernis wird die Angelegenheit, wenn Marica - umgeben von den Hünen Daniel van Buyten und Holger Badstuber - so hoch angespielt wird, als hätte er die Sprungkraft eines Känguruhs. Erst zehn Minuten vor dem Abpfiff beendete Markus Babbel das Schauspiel und schickte Pawel Pogrebnjak aufs Feld, der den Job um kein Haar besser machte.

Womöglich trifft es sich nicht gut, dass VfB-Manager Horst Heldt den 5, 5 Millionen Euro teuren Russen zuletzt als "keinen guten Einwechselspieler" bezeichnete. Elson dagegen, der flinke Brasilianer, hat das eine oder andere Mal nach seiner Einwechslung das Spiel belebt. Diesmal schmorte er auf der Bank. Teamchef Babbel brachte nach 66 Minuten lieber Timo Gebhart, der nahtlos dort ansetzte, wo er zuletzt aufgehört hatte - blindlings festgerannt in einer Wand aus gegnerischen Spielern.

"Wir müssen höllisch aufpassen, dass wir uns jetzt nicht alles schönreden", ahnt Markus Babbel, "wir müssen uns Punkt für Punkt da unten rauskämpfen." Aber mit einem Missverständnis von Sturm könnte das schwierig werden.

Quelle: stuttgarter-nachrichten.de

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