Donnerstag, 5. November 2009

Champions League: Ein Teilerfolg, keine Befreiung


Die Erlösung lässt weiter auf sich warten, aber immerhin: Der VfB Stuttgart hat am Mittwochabend einen wichtigen Punkt am vierten Spieltag der Champions League ergattert. Beim FC Sevilla hieß es am Ende 1:1 - und das Achtelfinals ist weiter machbar.

Trainer oder auch Teamchef - das kann ein entspannter Beruf sein. Es kann aber auch das sein, was Markus Babbel gerade erlebt. Wie sehr die Verantwortung für eine Mannschaft auch eine körperliche Belastung sein kann, war beim Teamchef der Roten am Mittwochabend ganz gut zu erkennen. In Sevilla gab Babbel alles.

Der Münchner schritt die Coachingzone ab wie ein Raubtier seinen Käfig, er ruderte mit den Armen, schüttelte den Kopf, und er schrie, als könnte eine gewisse Anzahl an Dezibel für einen Sieg sorgen. Aber so einfach ist Fußball nicht. Vor allem nicht, wenn der Gegner das macht, was er besonders gut kann: seine Überlegenheit ausspielen.

So geschehen in der ersten Halbzeit der Partie in Sevilla. Ein Bemühen konnte man den Jungs von Markus Babbel auch im Estadio Ramon Sanchez Pizjuan nicht absprechen. Wie eigentlich immer zuletzt. Aber, mein Gott, was bringt das alles, wenn man sich durch eigene Patzer alles zunichte macht? Eine Frage, nach deren Antwort der Teamchef des VfB wohl die komplette erste Halbzeit fahndete. Zwei Konterchancen der Roten zu Beginn, dann war erst mal Ende mit einem Duell auf Augenhöhe. "Wir haben Angsthasenfußball gespielt", sagte VfB-Manager Horst Heldt, was Babbel "unbegreiflich" und "eine Katastrophe" fand. Der FC Sevilla schaltete hoch, zwang den VfB zu Fehlern - und schlug eiskalt zu: Ein feiner Pass von Romaric, ein zweiter von Luis Fabiano, ein cooler Abschluss von Jesus Navas - 1:0. Und es drohte noch schlimmer zu werden. Die Roten liefen nur noch hinterher, doch die Spanier zeigten keine Konsequenz mehr. So blieb es knapp, und VfB-Sportdirektor Jochen Schneider bemerkte zur Halbzeit: "Das Beste neben dem Wetter hier ist das Ergebnis."

Es wirkte teilweise hilflos, aber: Es wurde besser. Weil die Spanier im Gefühl der Überlegenheit ein bisschen langsamer machten. Weil Babbel "eine gute Ansprache gehalten hat" (Heldt), weil die schwachen Khalid Boulahrouz und Roberto Hilbert durch die jungen Stefano Celozzi und Sebastian Rudy ersetzt wurden - und weil der VfB endlich häufiger und gefährlicher vor dem Tor des FC Sevilla auftauchte. Ein zielgerichtetes und durchdachtes Offensivspiel sieht zwar anders aus, aber man kann ja auch anders zum Erfolg kommen. Zum Beispiel so wie Zdravko Kuzmanovic.

Der Serbe wurde in der 79. Minute von Pawel Pogrebnjak bedient, holte aus, zog ab - und traf ins Schwarze. 1:1 - und plötzlich schien es, als ginge noch mehr. Denn die Spanier waren mittlerweile in Unterzahl, da sich Aldo Duscher verletzt, Trainer Manuel Jimenez aber schon dreimal gewechselt hatte. Der VfB versuchte noch mal alles, der eingewechselte Julian Schieber hätte tatsächlich für diesen so dringend benötigten Befreiungsschlag sorgen können. Arthur Boka flankte, Schieber flog heran, traf die Kugel - doch die flog knapp am Tor vorbei.

Also blieb es beim 1:1. Wie gesagt: Keine Erlösung, aber wieder ein Teilerfolg, der zum einen das Selbstvertrauen stärken kann - und die Chance aufs Achtelfinale in der Königsklasse wahrt. Zwei Siege in Glasgow (24. November) und gegen Urziceni (9. Dezember), und die Roten sind sicher durch. "Wir haben es noch selbst in der Hand", freute sich Heldt.

Eine schöne Vorstellung, aber irgendwie noch ganz weit weg. Mönchengladbach liegt näher. Am Samstag (15.30 Uhr) geht es in den Borussia-Park, und Heldt weiß: "Wir können uns keine Atempause erlauben."

Die Mannschaft nicht - und auch nicht der Teamchef.

Quelle: stuttgarter-nachrichten.de

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