Momentan arbeitet Horst Heldt auf drei Baustellen gleichzeitig: dem Abschnitt bis zur Winterpause, der Winterpause selbst und dem Zeitraum zwischen Februar und Juli. In Periode eins lautet die Frage, ob sich die Mannschaft so stabilisiert, dass der VfB Stuttgart mit seinem Teamchef Markus Babbel weitermachen kann. Das zentrale Thema der zweiten Stufe ist dann, welcher neue Stürmer kommt. Und der letzte Teil betrifft die Ausrichtung für die nächste Saison. Da wird sich unabhängig von den Antworten in den ersten beiden Phasen einiges ändern.
Denn Heldt will Nägel mit Köpfen machen. Die Priorität liege zwar auf der aktuellen Situation, sagt der Manager, "wir müssen in der Liga schnell sichere Regionen erreichen". Aber parallel dazu denke er natürlich bereits daran, "wie wir unsere Mannschaft für die Rückrunde und für die neue Saison aufstellen". Bezüglich dieser mittelfristigen Perspektive gab es ein Zeichen, das Babbel am Dienstag beim 2:0 in der Champions League gegen die Glasgow Rangers gesetzt hat: In einer für den Verein so wichtigen Partie den Kapitän auf die Bank zu setzen, ist ungewöhnlich und wird Thomas Hitzlsperger sehr nachdenklich gemacht haben.
Hitzlsperger wird zur vakanten Personalie
Seine Zweifel hat er im kleinen Kreis inzwischen auch geäußert, zumal sich damit eine negative Entwicklung fortgesetzt hat. Hitzlsperger ist keine Stammkraft mehr - und wenig deutet darauf hin, dass sein im Sommer auslaufender Vertrag verlängert wird. Dabei würde der Club zur Not wohl sogar einen ablösefreien Wechsel des Nationalspielers in Kauf nehmen (müssen). Schließlich wäre in Zdravko Kuzmanovic der Nachfolger schon gefunden.
Allerdings will der VfB noch abwarten, wie sich Sami Khedira entscheidet. Obwohl der 22-Jährige noch bis 2011 gebunden ist, wird seit langem über eine baldige Verlängerung verhandelt - bisher erfolglos. Gibt es keine Einigung, sähe sich der VfB fast gezwungen, Khedira schon im Sommer zu verkaufen - weil dem Verein in diesem Fall das Risiko zu groß wäre, den Nationalspieler ein Jahr später ohne eine Ablöse zu verlieren. Khedira weiß, dass er in einer guten Position ist. Deshalb dürfte diese Hängepartie noch eine Weile dauern.
Klarer ist die Lage bei Alexander Hleb, bei dem das Leihgeschäft mit dem FC Barcelona auf eine Saison beschränkt ist, und beim Torhüter Jens Lehmann, der seine Karriere im Sommer beendet. Eine Alternative zu Hleb ist der frühere Stuttgarter Christian Gentner, der den VfL Wolfsburg im Sommer ablösefrei verlassen könnte. Dass der Abgang von Lehmann nur durch Alexander Stolz und Sven Ulreich aufgefangen wird, ist ziemlich unwahrscheinlich. Vermutlich wird ein Keeper verpflichtet. Kandidaten sind Jaroslav Drobny (Hertha BSC) und auch Timo Hildebrand. Der zeigt offensichtlich Interesse an einer Rückkehr zum VfB, doch bei einer bestimmten Anzahl von Einsätzen verlängert sich sein Vertrag in Hoffenheim automatisch bis 2011. Dann wäre Hildebrand wohl zu teuer.
31 Spieler im Kader sind zu viel
Ob der VfB auch Ersatz für Ludovic Magnin und Roberto Hilbert holen würde, ist dagegen ungewiss. Fest steht aber, dass diese beiden Spieler nicht unbedingt gehalten werden sollen - was noch mehr auf Yildiray Bastürk und Jan Simak zutrifft. Bei allen vier Profis sind die Verträge nur bis 30. Juni befristet - wie bei Ricardo Osorio. Der Verteidiger war ausgemustert, ehe er sich wieder in die Mannschaft zurückkämpfte. Deshalb findet womöglich ein Umdenken statt. Positioniert hat sich der VfB bei Cacau. Er soll verlängern, da auch er einen auslaufenden Vertrag hat - im Gegensatz zu Khalid Boulahrouz und Ciprian Marica, die der Club bei einem vernünftigen Angebot ziehen lässt.
Denn erstens ist der Kader mit 31 Spielern ohnehin zu groß. Und zweitens hat der Vorstand gerade beschlossen, noch verstärkter dem eigenen Nachwuchs zu vertrauen und auf dem Transfermarkt wirklich nur gezielt tätig zu werden. Denn einerseits hat es sich als ein falscher Ansatz erwiesen, etwas ältere Spieler zu verpflichten, die zwar einen Namen haben, aber durch Probleme bei ihrem früheren Club vorbelastet sind. Bastürk ist ein Beispiel dafür. Zum anderen gibt es wieder Talente, die nachdrängen: Sebastian Rudy und Julian Schieber sowieso, aber auch Patrick Funk, Daniel Didavi und Sven Schimmel. Da wächst eine neue Generation heran. Der VfB wird jünger - wenn Heldt seine Baustellen wie geplant schließen kann.
Quelle: stuttgarter-zeitung.de
Samstag, 28. November 2009
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