So trist der Bundesliga-Alltag für den VfB Stuttgart zurzeit auch ist - in der Europa-Liga halten sich die Roten schadlos. Allerdings übertrafen sie sich beim 2:1 (0:0) in Odense im Auslassen bester Torchancen. Erst Martin Harnik erlöste den VfB mit dem späten Siegtreffer.
Waren es acht, neun oder zehn klarster Torchancen? Egal, auf alle Fälle waren es zu viele, die der VfB gestern Abend vergab. So mussten die Roten nach ihrer Führung durch Zdravko Kuzmanovic (72.) noch um den Sieg bangen, weil Andreas Johansson eine Unachtsamkeit von Arthur Boka (78.) zum überraschenden Ausgleich genutzt hatte. "Wir haben hochverdient gewonnen, aber es uns unnötig schwer gemacht. Ich hätte mir eine frühere Führung gewünscht, wir müssen einfach effizienter spielen", sagte Trainer Christian Gross.
Gut, dass der Schweizer in der zweiten Halbzeit auf Martin Harnik gesetzt hatte. Mit einem gefühlvollen Heber überwand der Österreicher in der 86. Minute Odense-Schlussmann Roy Carroll und sorgte für Jubel bei den Roten, die ihre Führung in der Gruppe H sogar ausbauen konnten, weil Verfolger FC Getafe bei den Young Boys Bern überraschend mit 0:2 verlor. "Der Ball hat genau zwischen Torwart und Latte gepasst. Das war so gewollt", sagte Harnik selbstbewusst, "aber natürlich gehört auch eine Portion Glück dazu."
Glücklich war am Ende auch der zweite Sieg im zweiten Gruppenspiel, und das hatte sich die Mannschaft selbst zuzuschreiben. Dabei hatten sich die Spieler die guten Vorsätze, die sie bei ihrer internen Aussprache am Montag gefasst hatten, durchaus zu Herzen genommen. Der VfB trat kompakt auf, war lauffreudiger und zielstrebiger als der dänische Vizemeister und stand endlich auch im Zentrum gut - nicht zuletzt dank Mamadou Bah, der ein starkes Debüt ablieferte. Die Abwehr ließ nichts anbrennen, die Angriffe waren gefällig und führten zu zahlreichen Torchancen - aber lange Zeit nicht zum Führungstreffer, weil das Offensivpersonal zu wenig Effizienz besitzt.
Cacau gab nach fünf Minuten einen ersten Warnschuss ab, und allein Serdar Tasci hatte zwei gute Möglichkeiten - einmal faustete Torhüter Carroll den Ball weg (12.), beim zweiten Mal köpfte Tasci übers Tor (17.), und auch andere Chancen verpufften. Die Dänen verlegten sich aufs Kontern, scheiterten aber stets an der gut gestaffelten Abwehr des VfB. Nur einmal sorgte Odense-Kapitän Chris Sörensen für höchste Gefahr, als er nach einem Ballverlust von Bah auch Tasci ausspielte, doch Torhüter Sven Ulreich reagierte mit einer tollen Parade (29.).
Plötzlich stockte das Spiel der Roten, die den Gegner mit verlorenen Zweikämpfen und Fehlpässen aufbauten. In der Halbzeit sammelte sich die Mannschaft - und spielte nach dem Wechsel wieder flott nach vorn. Doch wieder zeigte sie ihr altes Leiden: viele Chancen, keine Tore. In drei Minuten scheiterte der VfB dreimal. Erst vergab Mauro Camoranesi, dann schlenzte Cacau den Ball übers Tor (53.), und schließlich traf der deutsche Nationalspieler doch.
Allerdings standen zwei Mitspieler im Abseits, der Treffer zählte nicht (55.). Odense war verunsichert, der VfB drängte weiter. Cacau scheiterte freistehend an Carroll (65.), und dann war es endlich so weit: Kuzmanovic köpfte eine Flanke von Christian Gentner freistehend ins Tor - 1:0. Harnik hätte erhöhen können, doch sein Schuss landete am Pfosten (75.). Ein weiter Einwurf von Sörensen überrumpelte die Roten, Johansson glich aus. Zum Glück machte Harnik auf der Gegenseite wenig später alles richtig. "Dieser Sieg ist gut für unser Selbstvertrauen. Das müssen wir am Sonntag ins Spiel gegen Frankfurt mitnehmen", sagte er. Denn so schön der internationale Erfolg ist: So richtig kommt es für den VfB in der Bundesliga an.
Quelle: stuttgarter-nachrichten.de
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Freitag, 1. Oktober 2010
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