Mittwoch, 9. Dezember 2009

Stellungnahme von Commando Cannstatt

Mitteilung zur aktuellen Lage:

Nach den Ereignissen vom Spiel gegen Bochum fällt es sicherlich allen Beteiligten schwer, am morgigen Mittwoch gegen Urziceni zur Tagesordnung überzugehen. Dennoch werden wir morgen die organisierte Stimmung wieder aufnehmen und versuchen, unseren Verein in diesem wichtigen Spiel bestmöglich zu unterstützen. Doch zunächst ein Blick zurück auf die turbulenten letzten Wochen und Monate, die am vergangenen Samstag das Fass zum Überlaufen brachten.

Wie nicht unüblich in schwierigen sportlichen Situationen gab es in den letzten Monaten in der Cannstatter Kurve unterschiedliche Meinungen über den Umgang mit der sportlichen Misere. Bereits nach den vier Niederlagen in Folge im Oktober gegen Bremen, Schalke, Sevilla und Hannover keimte in der Fanszene Unmut ob der sportlichen Darbietungen auf. Einige hätten sich schon damals eine Reaktion aus der Kurve gewünscht. Nach der Pokalblamage in Fürth platzte vielen dann der Kragen und es wurden nicht wenige Forderungen nach einem Protest laut. Dennoch haben wir diese Forderungen aus Rücksicht auf den Verein zurückgestellt und nach einem Gespräch mit der sportlichen Leitung und Teilen der Mannschaft nach Wegen gesucht, um gemeinsam aus der Krise zu kommen. Als Ergebnis dieses Gesprächs wurde vereinbart, dass beim darauffolgenden Spiel gegen Bayern die Mannschaft vor dem Spiel in die Kurve kommt, um sich gemeinsam mit den Fans „heiß zu machen“. Obwohl VfB-Direktor Matthias Huber kurzfristig wenige Stunden vor diesem Spiel, an dem Fans und Vereinsverantwortliche an einem Strang ziehen sollten, ohne jeglichen Grund den normalen Ablauf des Fahnentransports in den Block verboten hat, reagierten wir auf diese Maßnahme besonnen und hielten uns an die gemeinsame Absprache. Auf das bekannte Fahnenmeer in der Cannstatter Kurve musste folglich bei diesem Spiel leider verzichtet werden. Fans und Mannschaft präsentierten sich dennoch als Einheit und die Mannschaft wurde vor dem Spiel trotz unterirdischer Auftritte in den Vorwochen mit großer Unterstützung in der Cannstatter Kurve empfangen. Mit dieser Aktion zeigte die Cannstatter Kurve eine in einer solchen prekären sportlichen Situation in Deutschland selten gesehene Rückendeckung für Verein und Mannschaft.

Nach Teilerfolgen gegen Bayern und in Sevilla waren beim Spiel in Mönchengladbach wieder alle guten Vorsätze vergessen. Auch nach der hilflosen Darbietung am Niederrhein wäre ein Protest bereits längst angemessen und gerechtfertigt gewesen. Es folgte der nächste maßlos enttäuschende Auftritt gegen Hertha BSC. Auch hier wurde weiter unterstützt und sich sogar noch mit einer optischen Aktion aus Schals, Fahnen und Spruchband demonstrativ kämpferisch hinter Verein und Mannschaft gestellt. Nach dem Debakel in Leverkusen war aber der endgültige Tiefpunkt erreicht, an dem es nicht mehr so weitergehen konnte. Diese sich seit Wochen zuspitzende Stimmungslage in der Kurve dürfte den Vereinsverantwortlichen eigentlich nicht entgangen sein. Im Vorfeld des Spiels gegen Bochum wurde gemeinsam mit den anderen Gruppen und Fanclubs aus der Cannstatter Kurve nach einer angemessenen Reaktion gesucht, um auf den Absturz in den Tabellenkeller zu reagieren (siehe Communiqué vom 4.12.2009). Es wurde vereinbart, beim Spiel gegen Bochum auf organisierte Stimmung zu verzichten. Dies war – wie bereits im Communiqué vom 4.12. erwähnt – keine alleinige Entscheidung des Commando Cannstatt, sondern ein gemeinsam gefasster Entschluss der aktiven Gruppen in der Cannstatter Kurve, die aus Sorge um die Zukunft unseres Vereins ein Zeichen setzen wollten. Vor dem Spiel wurde der Mannschaftsbus auf der Mercedesstraße aufgehalten. Ein in manchen Medien genannter „Busangriff“ fand definitiv nicht statt! Es wurde den Spielern verbal mitgeteilt, was man von ihren Leistungen der letzten Wochen hält. Laut Pressemitteilung der Polizei Stuttgart wurde bei dieser etwa eine Minute dauernden Aktion weder jemand verletzt noch entstand Sachschaden. Die Menge löste sich recht schnell wieder auf. Vor dem Spiel gab es von unserer Seite per Spruchband die Feststellung „14 Spiele - 11 Punkte - 11 Tore - 17. Platz“, um einigen in Gedanken immer noch auf einem Champions-League-Platz stehenden Spielern die Realität vor Augen zu halten. Dieses wurde über die komplette 30-minütige Aufwärmphase der Mannschaft entgegen gehalten. Anschließend folgte zum Einlaufen der Mannschaften die Fortsetzung: „Euer Kredit ist verspielt.“ Während der 90 Minuten herrschte in der Cannstatter Kurve eine Stille, wie es sie im Neckarstadion seit vielen Jahren nicht mehr gegeben hatte. Es wurden von uns weder der Rücktritt des Trainers oder des Vorstands noch Sanktionen gegen einzelne Spieler gefordert. Es wurde schlicht geschwiegen. Die Cannstatter Kurve hat damit einen gelungenen Protest gezeigt und ein eindrucksvolles Zeichen gesetzt.

Nach einem erneut enttäuschenden Unentschieden gegen Bochum versammelten sich nach dem Spiel rund 3000 Fans vor der Haupttribüne, um ihrem Unmut mit Gesängen Luft zu verschaffen. Man kann sicherlich manche Gesänge und Aktionen kritisieren, aber 3000 Fans pauschal als Randalierer hinzustellen, entbehrt jeder Szenekenntnis. Die Vorwürfe von Ex-Trainer Markus Babbel lassen sich wohl nur mit seiner Enttäuschung darüber erklären, dass das Team ihn wieder einmal im Stich gelassen hat und er nach nur einem Jahr Trainertätigkeit seinen Stuhl räumen musste. Ganz davon abgesehen, dass der Auftritt eines frisch entlassenen Trainers bei der darauffolgenden Pressekonferenz wohl ein Novum in der Bundesliga-Geschichte darstellt und auf schwäbisch gesagt mehr als nur ein „Gschmäckle“ hat, geht der Vorwurf, dass die Fans die Mannschaft verunsichert hätten, auch rein inhaltlich völlig ins Leere. Wenn die Fans durch ihren Protest die Schuld tragen sollen, dass es gegen Bochum nur zu einem 1:1 gereicht hat, dann fragt man sich, warum es in den 14 Spielen zuvor, in denen die Fans ihren Verein bedingungslos unterstützt haben, nur zwei Siege gab. Auch mutet es seltsam an, wenn man die Aktion am Mannschaftsbus am Samstagabend noch als stimulierend bezeichnet und einen Tag später plötzlich verurteilt. Der Gipfel der Pietätlosigkeit war es aber, die VfB-Fans mit dem Tod von Robert Enke in Verbindung zu bringen. Wenn inzwischen sogar der tragische Tod eines Menschen dazu benutzt wird, um mal wieder mit dem Finger auf die bösen Fußballfans zeigen zu können, dann ist eindeutig eine Grenze überschritten und man fragt sich, von welcher Seite hier Heuchelei betrieben wird.

Wir hoffen, dass nach den Ereignissen vom Samstag wieder Besonnenheit am Wasen einkehrt, um die entstandenen Gräben zwischen Kurve und Mannschaft nicht weiter zu vertiefen. Eine kämpferische Leistung gegen Urziceni würde für einen positiven Impuls in der derzeitigen schwierigen Lage sorgen. Wir wünschen Christian Gross viel Erfolg bei seiner Arbeit und hoffen, dass unser geliebter Verein bald wieder besseren Zeiten entgegensteuert.

Alles für den VfB - jetzt erst recht!

Commando Cannstatt 1997
Ultras Stuttgart

1 Kommentar:

  1. Eine sehr gute Stellungnahme von den Jungs, und diese geht völlig in Ordnung. Die Presse hat es in den letzte Tagen sedermassen übertrieben das einem das Essen hoch kommt! Danke CC Danke RR

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