Samstag, 11. Dezember 2010

Trainerwechsel: Mit Bruno Labbadia ist alles klar

Jens Keller verlässt die Arena im Zorn, und das hört sich so an: "Ich bin von der Mannschaft maßlos enttäuscht. Die haben in unserer Situation mit Lupfer und Hacke gespielt. Das macht mich traurig, dafür habe ich kein Verständnis." Mit 1:2 hat der VfB bei Hannover 96 verloren ", die Situation im Abstiegskampf wird immer dramatischer - und der Trainer weiß wohl, dass er keine weitere Chance mehr bekommen wird, die Mannschaft wieder auf Kurs zu bringen.

Spätestens am Sonntag, darauf deutet alles hin, wird Keller beim VfB von seinen Aufgaben entbunden. Knapp zwei Monate ist er nur im Amt gewesen, als Nachfolger des Schweizers Christian Gross. Jens Keller ist zu Beginn durchaus erfolgreich gewesen, hat sieben Punkte aus den ersten vier Bundesligaspielen geholt. Zuletzt jedoch zeigte der Trend wieder steil bergab. Zwei Zähler aus den letzten fünf Partien, das war seine Bilanz, die die Clubverantwortlichen nun erneut zum Handeln bewegt. Sie trauen dem Trainerneuling nicht mehr zu, den Karren aus dem tiefen Dreck zu ziehen und wollen mit dem dritten Trainerwechsel innerhalb eines Jahres ihren letzten Joker auf den Tisch legen.

Offizielle Vorstellung am Sonntag

Jens Kellers Nachfolger steht schon längst in den Startlöchern und soll am Sonntag präsentiert werden. Es ist Bruno Labbadia, der seit seiner Entlassung beim Hamburger SV auf einen neuen Job gewartet hat. In den vergangenen Tagen haben sich die VfB-Verantwortlichen für den 44-Jährigen entschieden und die Gedankenspiele mit Hans Mayer und Christoph Daum verworfen. Bruno Labbadia soll einen Vertrag bis zum Saisonende erhalten, der im Falle des Klassenverbleibs die Option auf ein weiteres Jahr enthält.

Labbadia war Favorit von Bobic


Im bedeutungslosen Europa-League-Spiel gegen Odense soll der neue Mann am Donnerstag erstmals auf der VfB-Bank sitzen. Danach folgen die beiden Partien gegen den FC Bayern, erst in der Liga, danach im Pokal. Viel schwerer könnte der Einstand also kaum sein. Andererseits, so die Überlegungen des VfB, habe Labbadia gegen München nichts zu verlieren.

Labbadia war von Beginn an der Favorit von Fredi Bobic, der vom neuen Coach vor allem eines erwartet: dass er den verhätschelten Stars ordentlich Beine macht. Die fehlende Disziplin ist noch immer das große Problem der VfB-Mannschaft, an ihr sind die Trainer in den vergangenen Jahren reihenweise gescheitert. Mit Labbadia soll es anders werden - jedenfalls ist der frühere Bundesligastürmer als regelrechter Disziplinfanatiker bekannt.

Schonungsloser Umgang mit den Spielern

Er pflegt einen schonungslosen Umgang mit seinen Spielern und hatte damit in Hamburg und zuvor in Leverkusen eine Zeit lang Erfolg. In beiden Fällen spielten seine Teams starke Vorrunden - stürzten anschließend allerdings jäh ab. Darunter hat Labbadias Image stark gelitten. Es hieß, er könne nur ganz kurzfristig erfolgreich sein und keine Mannschaft dauerhaft führen. Zuletzt war er nur noch selten im Gespräch gewesen, wenn Clubs nach neuen Trainern suchten.

Und so dürfte Labbadia das Engagement beim VfB auch als große Chance begreifen, sein angekratztes Image aufzupolieren. Bereits in den vergangenen Monaten hatte er sich Tipps bei dem Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff geholt. Nun soll er die Gelegenheit bekommen, auch in der Praxis an seinem Erscheinungsbild zu arbeiten. Es ist seine vielleicht letzte Chance, genau wie es für den Verein die letzte Chance ist, die Dinge wieder zum Guten zu wenden. Es ist also eine Schicksalsgemeinschaft, die sich da zusammenschließt.

Quelle: stuttgarter-zeitung.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen