Montag, 20. Dezember 2010

17er Spieltag, 17er Platz, Danke VfB - VIDEO -

Platz 17 zur Winterpause, klägliche zwölf Pünktchen auf der Habenseite: Keine schöne Bescherung für die Roten und deren Anhang. Die Fans reagierten erbost auf die nächste Pleite - die erste im ersten Ligaspiel unter Bruno Labbadia. Als sich die Spieler mitsamt ihrem neuen Trainer nach dem Schlusspfiff der Untertürkheimer Kurve näherten, pfiffen sie, drehten ihnen den Rücken zu und skandierten "Vorstand raus" und "Wir ham die Schnauze voll".

Danach zogen rund 200 Anhänger vor das Business-Center. Gut, dass die Polizei gewappnet war. Präsident Erwin Staudt schnappte sich ein Megafon und appellierte: "Wir kommen nur gemeinsam da raus, wir müssen Seite an Seite stehen, um den Abstieg zu vermeiden. Dazu brauchen wir auch euch."

"Das spricht für die Mannschaft"

Das Szenario brachte die ganze prekäre Situation der Roten auf den Punkt. Nach unten gibt es offenbar kein Halten, auch der Labbadia-Effekt verpuffte fürs Erste. Wie ernst die sportliche Lage ist, offenbarte der neue Coach: "So eine Situation gab es noch nie beim VfB. Man merkt, dass keiner damit umgehen kann", sagte er. Gerade deshalb ruhen die Hoffnungen auf dem Darmstädter - und auf dessen Stärke: Besonnenheit.

"Mit dem Ergebnis bin ich natürlich nicht zufrieden, aber wir hatten Chancen, auch fünf Tore zu erzielen. Das spricht für die Mannschaft", sagte Labbadia. Er prophezeite aber auch: "Die Rückrunde wird Abstiegskampf pur, da wird man mit viel mentaler Kraft durchgehen müssen."
Anders als die Kurve hatte die Haupttribüne die Mannschaft nach den verrückten 90 Minuten mit verhaltenem Applaus verabschiedet, was als Anerkennung für die kämpferische Leistung zu verstehen war. Vor allem nach dem 1:5, als der VfB nur noch ein Torso war, nutzte die Mannschaft die Nachlässigkeiten des Gegners und kam noch einmal heran - mehr als Ergebniskosmetik war das aber nicht.

"Dieses Spiel hätte auch 9:7 ausgehen können"

Selbst ein Experte wie Franz Beckenbauer war hin- und hergerissen zwischen seiner Begeisterung über die Toreflut und seinem Entsetzen über die erschreckenden Abwehrschwächen auf beiden Seiten. "Dieses Spiel hätte auch 9:7 ausgehen können", sagte der Kaiser, "da waren schöne Spielzüge dabei und dann wieder Phasen, wo ich nicht wusste, welche Sportart das war - Fußball war es jedenfalls nicht."

Für den VfB traf das zumindest in der Anfangsphase nicht zu. Da trat die Mannschaft kompakt auf, machte die Räume eng und kam zu eigenen Torchancen durch Ermin Bicakcic, der überraschend Philipp Degen als rechten Verteidiger ersetzt hatte (7.), und durch Christian Träsch (11.). Die Bayern, die auf den grippekranken Bastian Schweinsteiger verzichten mussten, reagierten. Bei einer Kombination über Thomas Müller, Franck Ribéry, wieder Müller und Mario Gomez wirkte die VfB-Abwehr anfällig, wenig später leistete sie sich beim 0:1 durch Gomez (31.) einen haarsträubenden Fehler - der erste von vielen, die folgen sollten.

Wenig später setzte Matthieu Delpierre nicht gegen Gomez nach, dessen Querpass Müller zum 0:2 versenkte (36.). Kurz vor der Pause vertändelte Arthur Boka den Ball, Ribéry hatte gegen vier zu Statuen erstarrte VfB-Spieler freie Schussbahn - 0:3 (43.). Nach der Pause wurde es noch schlimmer. Der eingewechselte Martin Harnik verkürzte zwar auf 1:3 (50.), doch dann erlaubte sich VfB-Schlussmann Sven Ulreich eine Unsicherheit, die Gomez zu seinem zweiten Treffer nutzte - 1:4 (52.).

Am Mittwoch die Wiederholung im Pokal


Dann standen fünf VfB-Profis gegen zwei Münchner auf verlorenem Posten - Gomez erzielte mit seinem zwölften Saisontor das 1:5 (54.). Der FC Bayern fühlte sich (zu) siegessicher - und ließ nach. Pawel Pogrebnjak traf die Latte (57.), Harnik verkürzte auf 2:5 (65.), Christian Gentner sogar auf 3:5 (70.). Die Münchner wankten, aber sie fielen nicht.

Vielleicht am Mittwoch (20.30 Uhr/ZDF und Sky und unserem Live-Ticker) im Pokal-Achtelfinale an gleicher Stelle? Dumm nur, dass es dann für den VfB auch bei einem Sieg keine Punkte gibt - nichts benötigt er im Moment mehr.

Quelle: stuttgarter-nachrichten.de

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