Horst Heldt weiß, dass er manchmal nach München schauen muss, um frühzeitig Tendenzen zu erkennen, die auch für den VfB Stuttgart bedeutsam sind. So war es vor einem Jahr beim Wechsel von Mario Gomez - und so ist es jetzt wieder, da der FC Bayern den Vertrag von Mark van Bommel kürzlich nur bis 2011 verlängerte. Dann ist der Mittelfeldspieler schon 34 Jahre alt - und der Rekordmeister braucht wohl Ersatz. Wenn Heldt eins und eins addiert, kommt heraus, dass Sami Khedira (23) ganz weit oben auf der Münchner Nachfolgeliste geführt wird.
Weil dieser Spieler aber auch beim VfB eine zentrale Rolle besetzt und mittelfristig sogar das Kapitänsamt übernehmen soll, zieht Heldt seit vielen Monaten alle Register, um den wie bei van Bommel im Juni 2011 auslaufenden Vertrag von Khedira zu verlängern. Immerhin eine Entscheidung ist in dieser Hängepartie nun gefallen. "In der nächsten Saison spiele ich definitiv noch in Stuttgart", sagt Khedira, "für mich war es nie ein Thema, den Club in diesem Sommer zu verlassen."
Parallele zu Gomez
Ob der Manager Horst Heldt und der VfB Stuttgart damit ein Etappenziel erreicht haben, ist allerdings fraglich. Denn in einem Jahr kann Khedira ablösefrei gehen, wenn sich am Stand der Dinge nichts ändert. Insofern hält der Spieler alle Trümpfe in der Hand. Das ist die Ausgangsposition, an der sich aller Voraussicht nach auch so schnell nichts ändern wird.
Dabei hatte Khedira im März noch angekündigt, vor der am 11. Juni in Südafrika beginnenden WM erklären zu wollen, ob er sich über 2011 hinaus an den VfB bindet. Im StZ-Interview war er sich damals eines bewusst: der Gefahr, dass während der WM der Rummel sonst zu groß wird. Die Parallele drängt sich auf - zu Gomez. Über dessen Zukunft wurde bei der EM 2008 spekuliert, was sich nicht förderlich auf die Leistungen des Stürmers ausgewirkt hat. "Es wäre schön gewesen, wenn ich vor der WM geklärt hätte, ob ich meinen Vertrag verlängere", sagt Khedira heute dennoch.
Wäre, hätte - der Konjunktiv zeigt, was Sache ist. Die einst zwischen dem VfB und Khediras Berater Jörg Neubauer vereinbarte Frist vor der WM dürfte verstreichen. Dass an der Einhaltung dieses Termins jedoch vor allem der Verein interessiert war, ergibt sich schon aus der Konstellation mit der möglichen Ablösefreiheit im Sommer 2011, die dem Spieler bei einem Transfer ein Handgeld garantiert. Die Gespräche mit dem VfB hätten sich verzögert, sagt Khedira, "deshalb sind wir nicht mehr in dem Zeitplan, den wir uns vorstellten."
Beim Finanziellen liegen die Vorstellungen weit auseinander
Kein Geheimnis ist, um was es in diesen Verhandlungen geht - erstens ums Finanzielle. Da liegen die Vorstellungen noch weit auseinander. Khedira will seinen Status als Führungsspieler und als Kapitän auch entsprechend honoriert sehen. Zum Zweiten sind für ihn jedoch auch die sportlichen Perspektiven wichtig. "Ich glaube, dass wir mit unserem neuen Trainer dauerhaft um die Meisterschaft mitspielen können", sagt Khedira zwar, richtig abschätzen kann er die Entwicklung jedoch nicht, weil noch nicht feststeht, wie die Mannschaft künftig zusammengestellt sein wird.
Also spielt Khedira auf Zeit und sagt: "Wir haben keinen Stress." Er fühle sich wohl in Stuttgart - "und wenn ich nicht den Wunsch hätte, hier zu verlängern, hätte ich gar keine Gespräche aufgenommen". Das ist ein netter Satz für den VfB, aber er sagt noch nichts darüber aus, ob die Debatte nicht vielleicht doch in München endet.
Quelle: stuttgarter-zeitung.de
Donnerstag, 6. Mai 2010
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