Bochum - Der VfB Stuttgart hält weiter Kurs in Richtung Europa-Liga - und hat am Freitag die Konkurrenz unter Druck gesetzt. In der Partie beim VfL Bochum gewann das Team von Trainer Christian Gross mit 2:0 (2:0) und baute seine imposante Serie auf sechs Siege in Folge aus.
Es soll ja Menschen geben, die im Fußball eine Art Kunst sehen, mit viel Ästhetik, mit Raffinesse und Esprit. Sollten diese Menschen am Freitagabend im Rewirpowerstadion in Bochum zugegen gewesen sein, ist die Gefahr groß, dass sie nun vom Glauben abgefallen sind. Diese Partie war beileibe kein Leckerbissen, um ehrlich zu sein: Es war ziemlich schwere Kost, vor allem, weil der VfL Bochum sich über 90 Minuten bemüht hatte, zu zeigen, warum er zu den heißesten Anwärtern auf einen Abstiegsplatz gehört. Aber es gab auch Positives an diesem Abend im Pott: Dem VfB Stuttgart konnte das alles völlig egal sein.
Und diese Erkenntnis passt ganz gut zu den vergangenen Wochen. Den Roten ist es nämlich zurzeit ziemlich wurst, wie der Gegner heißt, wie der Gegner spielt, ob der Gegner ein Heimspiel hat, oder ob der Gegner sogar in Führung geht. Das Ende nämlich ist seit sechs Bundesligaspielen immer das gleiche: Der VfB siegt. Auch in Bochum.
Klar war das bereits nach gut 20 Minuten. Einmal hatte Cacau Maß genommen, Bochums Keeper Philipp Heerwagen hielt. Doch einmal üben - das reicht diesem Stürmer mit den brasilianischen Wurzeln zurzeit. Der zweite Versuch jedenfalls passte perfekt. Wobei Cacau da auch nicht mehr wirklich viel falsch machen konnte. Timo Gebhart hatte scharf geflankt, Ciprian Marica die Richtung des Balls ein wenig verändert, Cacau musste das Ding nur noch über die Linie drücken - und danach sein zwölftes Saisontor bejubeln. Das Ganze hatte sich in der 14. Minute abgespielt und war bereits Zeichen der Bochumer Unbeholfenheit und des Stuttgarter Selbstvertrauens. Den zweiten Beweis gab es vier Minuten später.
Die Gastgeber wagten einen Angriffsversuch, und dessen Scheitern war der Beginn eines traumhaften Konters des VfB über Sami Khedira, Cacau und Ciprian Marica, der cool verwandelte. Wie gesagt: Es waren da noch nicht einmal 20 Minuten gespielt, aber große Sorgen musste man sich aus Stuttgarter Sicht nicht mehr machen. "Wir können uns nur noch selbst schlagen", sagte VfB-Manager Horst Heldt, und Jens Lehmann musste sich auch in Halbzeit zwei kaum mehr anstrengen, als wenn er an diesem Abend seine Kinder ins Bett gebracht hätte. Der VfB nahm den Fuß vom Gas, aber die Kontrolle über das Spiel gaben die Roten bis zum Ende nicht mehr aus der Hand. "Das war ein souveräner und verdienter Sieg", sagte Heldt.
Und so haben die Jungs vom VfB unter Christian Gross nicht nur Platz sechs weiter abgesichert, sondern auch im Kampf um den fünften Rang den Hut in den Ring geworfen. Oder geht da sogar noch mehr? Vor den restlichen Partien dieses drittletzten Bundesligaspieltags haben die Roten jedenfalls den Druck auf die Konkurrenz mächtig erhöht. Mit Borussia Dortmund ist der VfB - zumindest für eine Nacht - nun punktgleich, der vierte (Leverkusen) und der dritte Rang (Werder Bremen) sind auch nur einen Punkt entfernt. Und angesichts dieser verdammt engen Kiste ist dem VfB am Freitagabend nur eines anzulasten: dass sie nicht mehr fürs Torverhältnis getan haben.
Das Ziel für die restlichen beiden Spiele ist dennoch klar: Zwei Siege gegen Mainz und in Hoffenheim. "Wir lassen uns von keiner Mannschaft mehr stoppen", sagte Ciprian Marica. Kann gut sein, dass er recht behält.
Quelle: stuttgarter-nachrichten.de
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