Ein Schal kann ja Wunder bewirken. Bei entzündeten Mandeln zum Beispiel, auch bei einem steifen Hals oder einfach ganz generell zur Unterstützung des Immunsystems. Doch dieser Schal soll noch mehr bewirken als die Stärkung der Abwehrkräfte. Er soll das Mittelfeld beleben, den Sturm ermutigen - eben eine ganze Mannschaft nach vorne treiben. "Die Stuttgarter stehen hinter ihrem Verein, wenn es drum geht", ist VfB-Sportdirektor Fredi Bobic sicher. Und ab Sonntag sollen es die Stuttgarter auch zeigen können.
Dass es drum geht, ist keine Frage mehr. Der Kampf gegen den Abstieg wird eine ganz knifflige Sache, da zählt Basisarbeit auf, aber auch neben dem Platz. Das hat der VfB nun erkannt. Sportlich hat der Club mit dem Trainerwechsel zu Bruno Labbadia den letzten Joker ausgespielt, nun folgt die Mobilisierung der Fangemeinde. Jeder Zuschauer, der am Sonntag (15.30 Uhr) zum Derby gegen den SC Freiburg in die Mercedes-Benz-Arena kommt, hat schon kurz nach dem Drehkreuz an den Eingängen einen dieser Schals in der Hand. Die Botschaft: "Niemals 2. Liga!"
40.000 Schals hat der VfB anfertigen lassen
40.000 Stück haben die Roten anfertigen lassen, keiner soll leer ausgehen, jeder soll dabei sein, wenn es darum geht, gemeinsam den größtmöglichen Betriebsunfall zu verhindern. "Die Situation ist weiter bedrohlich", sagt Bobic, der wie Bruno Labbadia weiß, dass im Kampf gegen den Abstieg auch die Unterstützung der Fans eine gewaltige Rolle spielen kann. "Ich bin mir seit meinem ersten Tag hier im Klaren darüber, was unsere Fans bewirken können", sagt der Coach, "das Publikum wird ein Quäntchen ausmachen, damit wir am Ende in der Liga bleiben."
Gegen Ende der Hinrunde war das Verhältnis zwischen den Fans, selbst den treuesten, und der Mannschaft deutlich gestört. Im Europa-Liga-Spiel gegen Odense BK (5:1) gab es stillen Protest, nach der Bundesligapartie gegen den FC Bayern (3:5) sogar wütende Anhänger, die auf die Barrikaden gingen. Das Pokalspiel gegen die Münchner aber wurde - trotz der am Ende deutlichen 3:6-Niederlage - eine Art Versöhnung zwischen Team und Fans. "In diesem Spiel haben unsere Fans gezeigt, dass auch auf einer Baustelle eine tolle Stimmung entstehen kann", sagt Fredi Bobic. Und die Mannschaft zahlte den neu erworbenen Kredit mit einer mutigen und kämpferischen starken Leistung zurück. "Diesen Zusammenhalt zu spüren, ist für die Spieler ganz wichtig", erklärt der Sportdirektor der Roten.
Gemeinschaft im Stadion stärken
In der Winterpause gab es dann jede Menge Ideen von vielen Seiten, wie die Gemeinschaft im Stadion weiter gestärkt werden könnte. Nun soll jeder Fan mit dem Schal signalisieren, dass er treu zu seinem Club steht - gerade in schwierigen Zeiten. So lange, wie diese dauern - womöglich bis zum letzten Spieltag -, so lange soll auch das Logo rund ums Clubheim, im Stadion und auf dem Mannschaftsbus präsent sein, damit alles mindestens so bleibt, wie es sich in den ersten beiden Rückrundenspielen angelassen hat. Die Fans haben die Roten lautstark unterstützt - und das Team holte vier Punkte gegen zwei Spitzenteams der Liga. "Das hat mir sehr gut gefallen", sagt Trainer Bruno Labbadia. Fredi Bobic meint: "Darauf sind wir sehr stolz." Und Joachim Schmid vom Fanclub RWS Berkheim erklärt stellvertretend für die Anhänger der Roten: "Wir wollen, dass das ganze Stadion zusammenhält. Auch die Besucher auf der Haupttribüne sollen merken: Es geht um die erste Liga."
Die Mannschaft hat am Donnerstag erstmals von der Aktion erfahren - und freut sich schon auf eine große Kulisse im Derby am Sonntag (15.30 Uhr) gegen Freiburg. Nur einen Vorschlag haben die Jungs schnell wieder verworfen: mit dem Schal um den Hals aufzulaufen. Ganz so schlimm ist es um die Abwehrkräfte des VfB Stuttgart dann doch nicht bestellt.
Quelle: stuttgarter-nachrichten.de
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