Den letzten Ball spielt die Mitgliederversammlung, aber der Aufsichtsrat hat schon mal vorgelegt: Ein ehemaliger Porsche-Mann soll den VfB Stuttgart wieder auf die Überholspur führen - mit einem Ex-Profi auf dem Beifahrersitz.
Eigentlich war alles gesagt. Aber noch nicht von jedem. Und nicht offiziell. Deshalb trat der VfB Stuttgart vor die Presse. Und ein wenig war es wie in der Schauspiel-Schule: Alle spielen ihre Rolle so gut sie können, aber nicht jedem nimmt man ab, was er darstellen will.
Präsident Erwin Staudt (63) durfte noch einmal sagen, was er in den acht Jahren seiner Amtszeit alles richtig gemacht hat. Das war seinen Worten nach sehr viel "und eine der erfolgreichsten Phasen in der Geschichte des VfB Stuttgart". Mit dem Ende des Stadionumbaus sei der Zeitpunkt gekommen, um sich wieder privaten Vorlieben zu widmen. "Es ist wie in einem Buch, wenn ein Kapitel zu Ende ist", sagte er und gab sich Mühe so cool wie ein Eisberg zu wirken.
Natürlich erntete der "liebe Erwin" ein dickes Lob von Aufsichtsratschef Dieter Hundt, der mit breiter Brust den Kandidaten präsentierte, der sich am 18. Juli in der Stuttgarter Schleyerhalle zur Wahl stellen wird: Gerd E. Mäuser (53) , Manager aus Bietigheim-Bissingen. 17 Jahre lang leitete er die Marketing-Abteilung bei Porsche. Familienstand: Patchworker, eine Tochter (27), zwei Söhne (19, 17). Seit acht Jahren ist er Mitglied im Aufsichtsrat des VfB. Und dort, versicherte Hundt mit staatsmännischer Geste, "hat er sich in wirtschaftlichen und sportlichen Fragen sehr profiliert".
Es muss nicht viel heißen, wenn der Aufsichtsrat den Kandidaten protegiert, den das Kontroll-Gremium einstimmig für das Präsidentenamt nominierte. Ohnehin ist die Sorge in der weiß-roten Fangemeinde groß, dass der Kandidat als Duck-Mäuser nur die Fingerpuppe des Aufsichtsratschefs aus Uhingen gibt. Doch alle, die Mäusers berufliche Laufbahn begleiteten, zeichnen nach Recherchen unserer Zeitung das Bild eines Chefs, den niemand am Nasenring durch die Manege führt. "Nehmen Sie mir bitte ab", sagte der gelernte Kfz-Mechaniker gegenüber unserer Zeitung, "dass ich frischen Wind in den VfB bringen will."
Nervös wie vor dem ersten Rendezvous stellte der studierte Diplom-Kaufmann ein Zehn-Punkte-Programm vor, das den VfB zwar nicht neu erfindet, aber deutlich macht, wohin der Ball in Zukunft rollen soll. "Es ist nicht revolutionär", sagte Mäuser, "wir wollen beibehalten, was gut ist und verbessern, was nicht so gut lief." Finanzielle Abenteuer werde es nicht geben. "Den Stuttgarter Weg der kontrollierten Offensive wollen wir nicht verlassen", sagte Mäuser und versicherte, "sehr gern die Gesamtverantwortung zu übernehmen" - für den VfB und für das Zehn-Punkte-Programm.
Ihm zur Seite stehen soll ein Sport-Beirat ohne offizielle Funktion, in dem der Präsident, Finanzdirektor Ulrich Ruf, die Manager Fredi Bobic und Jochen Schneider sowie Ex-Profi Hansi Müller sitzen. Auch Hermann Ohlicher, Kapitän der Meistermannschaft 1984 und Vorsitzender des VfB-Ehrenrats, wird das Gremium in sportfachlichen Fragen unterstützen. "Es wäre für mich eine Ehre, dieses Ehrenamt ausfüllen zu dürfen", sagte Müller, "ich bin gerne bereit meine Meinung einzubringen, wann immer sie gefragt ist." Müller soll den Sitz im Aufsichtsrat übernehmen, der frei wird, sollte Mäuser gewählt werden.
Quelle: stuttgarter-nachrichten.de
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